wenn ich nicht mehr will

02.02.2018 10:37
#1
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Es gab in der Vergangenheit immer wieder Momente oder Phasen, in denen ich nicht weiter leben wollte. Ich habe dann an meinem Buch geschrieben, in dem ich die Vergangenheit beschreibe, als ob es jemand anderem passiert wäre. Wenn das Buch fertig ist, hatte ich vor, mein Leben zu beenden. Gründe fanden sich immer zumindest in der Vergangenheit, oder auch in dem unbefriedigenden Job, den ich ausübte, um Geld zu verdienen, nicht, weil es mein Traumberuf war. Momentan ist es die körperliche schlechte Verfassung, wegen der ich nicht mehr will. Mir ist so vieles im Weg durch mein immenses Übergewicht. Inzwischen habe ich etwas abnehmen können, so dass ich mich noch nach dem runter gefallenen Kleingeld bücken und es manchmal sogar aufheben kann trotz kurzer Fingernägel. Ansonsten ist es ein Tropfen auf den heißen Stein, ich meine damit Temperaturen über dem Siedepunkt. Waschen geht nach wie vor nur noch mit Hilfsmitteln und Kleidung kaufen immernoch nur per Katalog und online.

Zudem geht mir mein Alter zunehmend tierisch auf die Nerven. Seit er Rentner ist, hängt er nur noch zuhause rum, und das meistens vor dem Fernseher oder dort, wo ich sonst Wäsche aufhängen könnte. Ich habe ihn damals geheiratet, um krankenversichert zu sein. Ich hatte nie einen langfristigen Arbeitsplatz, und nach der Kündigung kam prompt ein schreiben von der Krankenkasse: "Ihr Versicherungsschutz endet am..." So dass ich wochenlang in der Luft hing, bis mein Antrag auf Arbeitslosengeld endlich durch war. Um diesem Zustand dauerhaft vorzubeugen, gab es für mich nur die Flucht in die Ehe, um familienversichert zu sein. Besonders jetzt, wo ich einige Medikamente regelmäßig nehmen muss und darum um Arztbesuche nicht rum komme, ist es wichtig, versichert zu sein, sonst würde ich immer um Vorrat betteln, falls ich wieder arbeitslos werde oder so. Ich hab damals ja gesagt, als es hieß "bis dass der Tod euch scheidet", weil ich glaubte, wenn ich den Todeszeitpunkt bei mir selbst bestimme, müsste ich nicht allzu lange leiden.

Die Leidenszeit dauert nun schon 17 Jahre. Mal ist mir bewusst, wie erbärmlich mein Leben ist, mal denke ich "so kann mans aushalten". Momentan denke ich, dass ich meine Leidenszeit auch hätte verkürzen können und mich dann nicht so mit dem Übergewicht rum quälen müsste. Auch bräuchte ich nicht tagaus tagein das Gelaber von dem Alten anhören und er wäre mir nicht dauernd nur im Weg. Dann wiederum denke ich, es wäre egoistisch von mir, mich "abzuseilen" und hier einen Trümmerhaufen und einen trauernden Mann zurückzulassen. Eins steht jedenfalls fest: Erst muss ich das Buch geschrieben haben, vorher kann ich mich nicht aus dem Leben davonstehlen. Das Vorhaben bleibt, die Depri kommt immer wieder, und eines Tages steht dem Ausführen nichts mehr im Weg. Das wollte ich mal geschrieben haben. Bipolar bin ich seit dem 16. Lebensjahr, davor war ich unipolar depressiv. Umbringen wollte ich mich schon mit 8 Jahren, als meine Schwester ausgezogen war, sie mir in der Schule das Leben zur Hölle machten und meine Mutter mir zuhause die Hölle auf Erden bereitet hat.

Darum denke ich immer wieder: Dir gehts doch jetzt gut, von einigen Hindernissen (wie dem Bauch) mal abgesehen. Wenn meine Arme nicht so kurz wären, käme ich auch noch klar. Aber immer wieder kommen dann solche Phasen, in denen ich denke: Ach nein, ich will nicht mehr.

viele Grüße
Bipolara

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04.02.2018 16:59
#2
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Wenn ich der Gesundheit zuliebe auf schmackhaftes Essen verzichte und mich in der Mukkibude abstrample, verlängere ich mein Leben und meine Zähne. Wenn ich das nicht mache, rafft mich ein Herzinfarkt dahin. Hupps, das wars dann wohl, vorher vielleicht noch schnell ein Buch fertig geschrieben und dann hopp in die Kiste. Ich kann mein Leiden aber auch verlängern, indem ich richtig drunter leide, was ich täglich machen muss. Ne Pampe essen, nichts Süßes mehr, keine Erdnussflips mehr vor dem TV und vor allem nicht den ganzen Tag nur am PC sitzen. Irgendein Gemüse in mich rein quälen und dann ab ins Fitnessstudio und da rum hampeln und schwitzen, damit die Cholesterinwerte auch runter gehen. Klingt unglaublich verlockend, aber bei dem Tempo, in dem ich am Buch schreibe, das eigentlich längst fertig sein müsste, bleibt mir nichts anderes übrig, als in saure Beeren zu beißen und mich in irgendwelchen Gerätschaften rumzuquälen. Einmal im Monat Kegeln bringts einfach nicht, ich muss eigentlich jede Woche rumhuppen in der Bude. Oder ich huppe zuhause rum, im dunklen Flur, MP3-Player hören und tanzen.

Ich hatte dieses Wochenende einen Vorgeschmack von Essen bei Diabetes. Gestern gab es Fisch mit reichlich Brokkoli, dazu Blumenkohl und ein paar Möhren. Heute gab es Nudeln mit saurer Sahne, Mischpilzen und gemahlenem Senf. Was ich mir noch gönne, aber nur mit Metformin, sind geröstete und gesalzene Erdnüsse, aber da gebe ich wohl nur der Sucht nach. Kein Bonbon, keine Schokolade, nur die paar Nüsse und das wars. Und so was muss ich jetzt jeden Tag essen.

Also wenn ich mich auf der Website Draculara nenne, spiele ich auf die lang gewordenen Zähne an. Und ich mag keinen Knoblauch, will nicht in den Spiegel gucken und die Sonne blendet (sollte sie mal scheinen).

So sieht mein künftiges Leben aus. Lääcker. Soo viel Läääbensfreude. Aber ich bin nicht auf der Welt, um Spaß zu haben, ich bin da, um welchen zu machen. In dem Sinne

viele Grüße
Bipolara

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18.08.2018 02:04
avatar  Emin
#3
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@Bipolara @Anna @Schnegle @Uppsydown @Blume196 @roWen @Jurilaris @Fsociety @Ellis @cptblaubaer @Inka @RubyGloom @Angeschlagen @Gabrielle @Theresa1991 @hochundrunter @Lanthan @Papadopoluos @PolarBär

Liebe Bipolara!

Zitat von Bipolara im Beitrag #2Aber ich bin nicht auf der Welt, um Spaß zu haben, ich bin da, um welchen zu machen.



Reicht dir das vom Energieausgleich denn auf die Dauer, du willst doch auch Spass am Leben haben oder? Du bist immer für die anderen da, das zeugt einerseits von Empathiefähigkeit doch wo bleibst du dabei? Weisst wie ich das meine?

Achso ich war lange nicht hier, ja bin halt Bipolar, mal voll im Einsatz und dann verkriech ich mich auch mal ne Weile.

Herzlichst
Emin


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02.12.2018 19:53
#4
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ich habe in einer depressiven Phase geheiratet und auch die Entscheidung getroffen, zu heiraten, den Mann, mit dem ich in der Zeit zusammen wohnte. Ich dachte, bis der Tod uns scheidet, das muss ja nicht lange dauern. Dann hat sich das raus gezögert. Ich war gerade an der Galle operiert worden und musste den Krankenkassenbeitrag aus eigener Tasche bezahlen, weil das Amt 3 Monate nicht gezahlt hat. Ich dachte, wenn wieder so was passiert und ich hänge in der Luft, kann vielleicht den Beitrag nicht zahlen mit Hartz IV, dann ist das Sicherste Heiraten. In der Hoffnung, ihn irgendwann zurück zu lassen (allein), durch meinen Suizid, er hätte ja für seinen Lebensunterhalt selber zahlen können, aber ich nicht für meinen, habe ich dann "Ja" gesagt, bis dass der Tod uns scheidet. Muss nicht lange dauern.

Ich habe 18 Jahre ausgehalten. Aber er will sich nicht belehren lassen und will weiterhin für Marathons trainieren und durch die Gegend rennen, bis er wieder hin fällt. Es ist nur eine Frage der Zeit, dann bin ich alleine, in dieser riesengroßen Messiewohnung. Die ich entrümpeln und ausräumen lassen muss von irgendeinem Trupp, der alles weg schmeißt und nur weiße Wände hinterlässt. Das geht dann in die 10000€ so was machen zu lassen. Und wo soll ich hin? Ins Haus meines Vaters? Sonst findet man als Messie doch keine Wohnung! Ich hab echt Angst und bin schon viel am weg schmeißen. Damit wir zur Not auch eine Haushaltsauflösung machen können und den Rest ins Sozialkaufhaus bringen lassen können.

viele Grüße
Bipolara

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