Ja Hallo erstmal............
#1
Hallo
Ich weiss nicht genau, wieso ich das hier nun schreibe...wahrscheinlich um mich überhaupt irgend jemandem mitzuteilen und ein bisschen zu "rekapitulieren". Ich habe im Moment weder den Mut noch die Kraft irgendwem in meinem Umfeld die Diagnose "Bipolar Typ 2", welche ich vorgestern von der Psychiaterin erhalten habe, mitzuteilen; abgesehen davon wüsste ich auch gar nicht wem & wieso. Es weiss ja auch NIEMAND, dass ich mich mittlerweile so kaputt fühle, dass ich mich erst in ärztliche - und nun eben psychiatrische Behandlung - begeben habe. Ich bin (noch) hochgradig "funktionsfähig", arbeite und "funktioniere" auch für die Familie noch - aber in mir brodelt's mittlerweile gewaltig.
Vor mir liegt ein grosser Scherbenhaufen - eine kaputte Ehe aus der 2 kleine fantastische Kinder entstanden sind welche ich vergöttere (eines davon bestätigt hochbegabt, das andere wohl ebenso - nur noch nicht "diagnostiziert") und die mich haben erleben lassen, was LIEBE heisst/ist.
Dass mit mir selbst irgendwas "nicht stimmt" vermute ich schon seit über 25 Jahren. Ich war bis zur Pubertät nach aussen hin ein pflegeleichtes Kind (was man nicht von allen Geschwistern behaupten konnte) - intelligent und umgänglich, nur einfach ein bisschen weinerlich. Innerlich war ich schon damals teilweise sehr verzweifelt und traurig und habe mich selber gehasst, je älter ich wurde, desto schwieriger wurde das - hinzu kamen irgendwann phasenweise auch Schlafstörungen. Nach aussen war ich eigentlich genau so, wie es unsere "grosse" Tochter heute ist - sie ist (hoffentlich) auch noch ein paar Jährchen von der Pubertät entfernt.
Nach einer schwierigen Pubertätsphase - mit teilweise exzessivem Alkoholmissbrauch und sehr später körperlicher Reife hatte ich dann im Alter von 20+ auch endlich meine erste Freundin - was ich mir schon laaaange ersehnt hatte. Die "Beziehung" entstand im Urlaub - und im Alkoholrausch - war danach von wenigen Wochen Dauer und für mich selbst schlichtweg desaströs, sie hat mich nach wenigen Wochen "eiskalt abserviert" - ich litt enorm darunter, insbesondere auch in der Art und Weise wie ich "kaltgestellt" wurde und habe meinen nachfolgenden Hass und Groll auch auf meine Arbeitskollegen und Eltern gerichtet.
In der Folge davon (und weiteren unangenehmen Erlebnissen/Umständen) flüchtete ich mich ins benachbarte Ausland wo ich dann 4 Jahre blieb. Da gelang mir sowas wie ein "Neustart" - "mutterseelenallein" in einem fremden Land wo ich niemanden kannte. Da hatte ich - mit ca. 25? - das erste mal eine Beziehung zu einer Frau welche den Namen auch verdient, wohl kein Zufall, dass auch diese Beziehung unter grossem Alkoholeinfluss entstanden ist. Der "Schocker" in der Beziehung kam, als mich die Ex-Freundin dann irgendwann (weiss es nicht mehr, vielleicht nach 1 Jahr Beziehung?) darauf angesprochen hat, dass ich ihr bitte sagen solle, wenn ich sie nicht mehr lieben würde. Ich fühlte mich "ertappt", mein Feuer war längst erloschen - die Beziehung endete an diesem Tag.
Um es kurz zu machen - es folgten einige weitere Beziehungen nach diesem Schema (kennenlernen unter Alkoholeinfluss - jedoch immerhin tendentiell immer etwas weniger 8-); nach einer Verliebtheitsphase keine Gefühle mehr, sogar im Gegenteil mehr und mehr Groll gegen die Partnerin - nach aussen absolute Gefühlskälte. Das hat bisher jede zuverlässig in die Flucht geschlagen, inkl. meiner Noch-Ehefrau.
Ich bin nun Mitte 40 - hatte immer wieder mal kurz psychiatrische und/oder ärztliche Begleitung wenn es "gar nicht mehr ging". Vor wenigen Jahren hatte ich auch über einige Wochen Antidepressiva eingenommen - und ich erinnere mich noch genau wie gut ich mich dabei fühlte, wie toll das war plötzlich spontan wegen einer Kleinigkeit lachen zu können! Letztes Jahr hatte ich mich - auch auf Druck meiner Frau - auch schon einmal abklären lassen bez. Borderline und Asperger-Syndrom, dem entsprach ich dann aber so gar nicht.
Meine hypomanen Phasen sind mittlerweile (leider?) äusserst selten, ich kann mich kaum mehr erinnern. Dafür ist die Depression je länger je tiefer und auch länger anhaltend habe ich den Eindruck - einen "Normalzustand" kenne ich schon fast gar nicht mehr, vorwiegend bin ich depressiv.
Eigentlich beschäftigen mich aktuell 2 "grosse" Fragestellungen:
-stimmt diese Diagnose überhaupt? Kann es sein, dass ich so "alt" wurde und augenscheinlich so lange nach aussen "normal" durch das Leben gekommen bin trotz dieser Krankheit? Für meine Psychiaterin war die Diagnose nach 30 Min. bereits klar - die Behandlung soll schon nächste Woche mit Lithium starten...ich bin noch sehr unsicher ob ich das wirklich will
-bez. dem "Beziehungsmuster" hat meine Psychiaterin gemeint, dass ich möglicherweise gar nie verliebt war - sondern diese Frauen einfach in einer hypomanen Phase kennengelernt habe - was für mich irgendwo auch erklären würde, dass ich heute mit einer Frau verheiratet bin mit der ich eigentlich so gar nichts (ausser den Kindern) gemeinsam habe ...
Was mir weiter mit zunehmendem Alter auffällt ist, dass die Gleichaltrigen "in sich ruhen" - "wissen wie der Hase läuft" und wo sie hin wollen - ich selber aber keinen Plan habe, ja eigentlich glaube mich selber gar nicht zu kennen. Wer bin ich? Was bin ich? Was will ich? Ich habe eigentlich keine Hobbies mehr, keine Freunde, null Bock irgendwo auszugehen. Alles was ich noch mache ist: Arbeiten und für die Familie (resp. Kinder) da zu sein.
Ich glaube, sollte ich wirklich Bipolar bin, dann aber ziemlich atypisch - ich trinke praktisch keinen Alkohol (aber wenn dann bis zum Totalabsturz - aber wirklich nur 1 x im Jahr) und auch sonst bin ich komplett Suchtmittelfrei.
Die letzten Wochen/Monate waren die Hölle, ich stand "an allen Fronten" unter gewaltigem Druck (Familie & Beruf) - bin einige Male leicht ausgerastet (schreien, gegen Türen treten, ...) aber zum Glück nicht komplett durchgestartet.
So, ich könnte noch viel schreiben - aber eigentlich bin ich gespannt, ob irgend jemand etwas hierzu anzumerken hat, drum schiess ich das jetzt mal so los....so long!
Schöne Grüsse!
Polarstern
Hallo Polarste
Deine Lebensgeschichte ist sehr ähnlich der meinen, hab seit meinem 19 LJ. Bipol. Störungen viel Geld verloren mit
Geschäftsgründung etc. ebenso Alkoholmissbrauch und falsche Freunde ! Ich will nicht besserwisserisch klingen aber nach mehreren Klinikaufenthalten 2x und verschiedene Psychiatern kann ich nur sagen :
wenn wir depressiv sind denken wir viel zu viel seit fast 10 Jahren hab ich eine gute Therapie und nen guten Psychiater, leider tritt im Moment wieder eine kleine depressive Phase auf gegen die ich mit allen Mitteln ämpfe, zb. Lichttherapie und auf Ernährung achten und vor allem Schlafentzug hilft mir besonders also mit allen Mittel eine Nacht durchwachen mit krafttraining, fernsehen, lesen nur nicht grübeln oder dösen !
Kannst mich gerne anschreiben !
gruß
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