Mit der Vergangenheit abschließen - wenn der Zorn verraucht
Ich habe mich in den letzten Jahren über das geärgert, was ich in meinem Leben alles nicht geschafft habe, weil ich zu wenig Mut hatte, weil die Schüler bei der Zensurenvergabe rein gemeckert haben, dass ich wegen einer 2 zu wenig keinen erweiterten Realschulabschluss hatte und kein Abitur machen konnte. Über die Zicke in der Klasse, die gemeckert hatte, so dass sie keine bessere Zensur bekam, ich aber die schlechtere. Dann habe ich weiter nachgedacht und kam zu dem Schluss, dass ich sowieso nicht studiert hätte. Während des Studiums hätte ich mit BAFÖG keine eigene Wohnung finanzieren können. Das heißt ich wäre mit 30 vielleicht noch zuhause gewesen, im Elternhaus, in dem sie mir das Leben zur Hölle gemacht haben. Der psychische Knacks wäre noch größer gewesen, oder ich wäre mit jemandem zusammen gezogen, den ich nicht liebte, nur um von zuhause weg zu kommen. In diesem Bewusstsein über die lange Zeit des Studiums, und den Versuchen meiner Eltern, mir das mit dem Schriftstellern auszureden, oder zu sagen: "Psychologie! Ausgerechnet du! Du musst doch selber zum Psychiater!" Wahrscheinlich wäre ich doch irgendwo ans Fließband gegangen oder hätte wirklich eine Lehre gemacht, wie ich sie gemacht habe, im Büro, um eigenes Geld zu verdienen, nicht nach x Semestern, sondern in 2 bis 3 Jahren.
Fremdsprachenkorrespondentin wollte ich auch werden. Noch besser wäre Reiseverkehrskauffrau gewesen, dann wäre ich schon in der Lehre weg gekommen. Aber das fehlende Selbstvertrauen machte mir dort auch einen Strich durch die Rechnung. Hinzu kam die Fremdsprachenschule und die Tatsache, dass man monatlich 300 DM dafür bezahlen sollte. Für meine Schwester hatten die Eltern Geld. Die war auch was besseres. Für mich hätten sie nicht einen müden Pfennig gehabt. Ich sollte Geld nach Hause bringen und nicht ausgeben. Eine Stelle als Au Pair wäre mir da recht gekommen, aber unter 18 hätten sie mich sowieso nicht weg gelassen. Auch dafür braucht man ja Geld, das ich nicht hatte, und die Eltern erst recht nicht.
Was also soll ich bereuen - ich habe überlebt. Ich bin kein Psychopath. Ich habe keine Borderline-Störung und keine Narzisstische Persönlichkeit. Was will ich mehr - schlank sein? Geht ja auch nicht ohne Schnippelei am Magen. Ich habe nicht immer im Luxus gelebt, aber ich war frei, ich hatte eine eigene Wohnung, jetzt haben wir auch eine Wohnung, verreisen usw. Warum soll ich dann bereuen, was ich alles nicht geleistet habe? Ist doch mehr wert, den Frieden mit mir zu machen, ohne zu bereuen mit dem Gedanken: "Wenn ich .... hätte, dann hätte ich auch..." Ja, und wenn nicht? Es hätte auch viel schlimmer kommen können. Abgebrochenes Studium, gelöste Verlobung, Scheidung, Schulden... Wenn ich Psychologin wäre, dann könnte ich auch helfen. Ich weiß ja selber, wie das ist, wenn man verzweifelt, depressiv, ängstlich ist. Dann könnte ich aber auch gestalkt werden, ein Psychopath verknallt sich in die Therapeutin, der üble Klassiker.
Also dann kann ich nur noch schreiben: Ich mach mir über ungelegte Eier keine Gedanken mehr. Es ist so gekommen, wie es ist, und es ist gut so.
Danke Draculara, ich sehe das (so gut es eben geht) genauso. Heule zwar insgeheim einer vergangenen Liebe nach (wir wohnten in verschiedenen Ländern und ich bekam eine neue telefonnummer da meine Sim Karte zerbrach, und sie bekam wohl auch eine Neue Tel. Nr.; irgendwie eine ungelebte Liebe, wir konnten uns also nicht mehr erreichen). Ich denke auch manchmal hättest du mal, aber was daraus geworden wäre, weiß keiner.
hallo Bobby,
auch die erste große Liebe zerbricht später. Dann konzentrier dich einfach auf die zweite, oder entscheide dich, in dieses Lahd zurück zu reisen, um ihr die neue Nummer zu geben oder um zu sehen, ob sie nicht vergeben ist und ob das Herzklopfen noch da ist.
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