seit 31 Jahren bipolar, seit 9 Jahren Kenntnis von der Diagnose

24.07.2016 10:41
#1
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Hi,

früher war die Aufklärung über psychische Krankheiten eher selten der Fall. Einmal sah ich eine Sendung über die manisch-depressive Krankheit mit Eleonore Weisgerber. Ich habe mich nur teilweise wieder erkannt, denn Mischepisoden mit psychotischen und depressiven Anteilen gab es bei mir auch. Außerdem sah ich einen Zusammenhang zwischen Schlafstörung und Psychose, und bei Erkältungen, die ich häufig hatte, kam es immer wieder zu Schlafstörungen.

Angefangen hat es 1986. Auch mit einer Erkältung. Es war eine Psychose, ich war aber auch depressiv und unsicher, deshalb bekam ich keinen Termin für die Führerscheinprüfung. Den Arbeitsplatz verlor ich damals nach 2 Wochen. Ich wollte keine Ausbildung machen, arbeitete am Fließband und wollte nur von zuhause ausziehen. Das hat damals nicht geklappt, wegen meiner depressiven Psychose.

In den Folgejahren wurde ich immer wieder auffällig, aber nur in Psychosen. Die waren nicht immer depressiv, es gab auch manische. Deshalb hieß es in der Klapse, ich sei schizophren, bzw. schizoaffektive Psychose. Damals gab es noch die alten Neuroleptika, die bei mir unzumutbare Nebenwirkungen hatten wie unruhige Beine (vor allem nachts), Lallen oder verschwommenes Sehen, wie das bei Alkoholikern sein soll. Ich war noch kein Alkoholiker und weiß daher nicht, ob das stimmt. Die paar Male, die ich besoffen war, konnte ich nichts lesen, die Schrift war immer so verwischt. Es wird also stimmen. Das mit dem Wanken und undeutlich sprechen stimmt auf jeden Fall.

Insgesamt ging ich 4 mal "klapsionär". Der Film mit der Weisgerber war erstmals in den späten 90ern zu sehen. Dennoch brauchte es eine Apothekenumschau im Jahr 2007, um mir klar zu werden, dass ich nicht schizophren oder borderline, sondern bipolar bin. Seit 2007 schlucke ich dementsprechende Medikamente. Ich habe mich dazu entschlossen, weil es die ersten Mittel waren, die mir wirklich halfen, die nicht nur sedierten oder Nebenwirkungen machten, sondern tatsächlich abschirmten und dämpfend auf die Depression wirkten. Die Nebenwirkung Schilddrüsenunterfunktion ist mit Hormontabletten in Behandlung, die nehme ich dafür gern in Kauf, wo ich seitdem so etwas wie Lebensqualtität empfinde, ohne den permanenten Wunsch, mein Leben zu beenden.

Bis dahin war ich ohne Antidepressiva oder Neuroleptika ständig depressiv, mit Suizidgedanken, nichts hat mir Spaß gemacht, Arbeitsplatzverlust und zerbrochene Beziehungen taten ihr Übriges, um die Depression zu nähren. War ich mal nicht depressiv, kam die Manie und die Schlafstörung, ich glitt in die Psychose, das war auch nicht in Ordnung. 2 Psychotherapien habe ich erfolglos angefangen, bis zu 5 Jahren durchgezogen und ergebnislos beendet. Der einzige, der mir bisher geholfen hat, war ich selbst. Ich kann keinen Psychologen empfehlen, weil die bei mir alle auf Granit gebissen haben. Das ist meine Geschichte soweit.

viele Grüße
Bipolara

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