Chronischer Stress ist in der modernen Gesellschaft der westlichen Industrienationen ein weitverbreitetes Phänomen, das viele Menschen als unvermeidbar hinnehmen. Bei ersten Anzeichen sollten jedoch umgehend Gegenmaßnahmen gesetzt werden, denn Dauerstress wird für eine Reihe unterschiedlicher Erkrankungen verantwortlich gemacht, die die Gesundheit ernsthaft gefährden können und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen.
Der Zusammenhang zwischen krankmachender Arbeitssituation und psychischen Erkrankungen werde oft nicht erkannt oder geleugnet. So führen chronische Überforderung und Stress am Arbeitsplatz zu diversen physischen, psychischen und auch psychosomatischen Krankheiten.
Chronischer Stress ist eine wesentliche Ursache und ein wesentlicher Risikofaktor, der zu psychischen Erkrankungen wie Schlafstörungen, Depressionen, Angst- und Panikstörungen, Psychosen und zu körperlichen Krankheiten wie Tinnitus, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen und Infektionskrankheiten führen kann.
Das Hormonsystem ist besonders anfällig für psychischen Stress. Dies gilt sowohl im Gehirn (Hypothalamus- Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse, HPA) als auch in den Nebennieren. Eine erhöhte Aktivität in der HPA als Reaktion auf Stress führt zu einer Ausschüttung von Kortisol, welches eine Vielzahl von Prozessen im Körper reguliert (physiologische Prozesse).
Die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin werden freigesetzt, wenn das Nebennierenmark aktiviert wird, und wirken auf Herz, Blutgefäße, Lunge, Stoffwechsel und Verdauung. Werden die verschiedenen Hormonsysteme für einen längeren Zeitraum aktiviert, kann dies die Steuerung von anderen Systemen im Körper beeinflussen, wodurch sich das Risiko von körperlichen und psychischen Erkrankungen erhöht. Stress beeinflusst zudem die Regulierung von immunologischen Prozessen und Entzündungsprozessen, was wiederum Auswirkungen auf Infektionen, Autoimmunerkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bestimmte Krebsarten haben kann.
Chronischer Stress bedeutet, dass sich der Körper in andauernder Alarmbereitschaft befindet, was sich langfristig negativ auf den Hormonstoffwechsel auswirkt und die Entstehung unterschiedlicher Krankheiten begünstigt. Eine dauerhafte Stressbelastung führt dazu, dass die oben beschriebenen Reaktionen im Körper ununterbrochen ablaufen. Unter der ständigen Einwirkung von Cortisol findet nicht nur eine erhöhte Ausschüttung von Insulin, sondern auch eine Verminderung der Durchblutung aller Organe, eine langfristige Steigerung des Blutdrucks sowie eine Hemmung der zellulären Immunantwort statt. Ein hoher Cortisolspiegel begünstigt darüber hinaus die Tumorbildung und wird daher mit Krebs in Verbindung gebracht.
Um die langfristige psychische Belastung zu kompensieren, greifen viele Betroffene zu Maßnahmen, die der Gesundheit weiter schaden und die seelischen und körperlichen Symptome in den meisten Fällen noch verstärken. Chronischer Stress gilt als einer der Hauptfaktoren bei Alkoholismus, Drogen- und Medikamentenmissbrauch sowie Rauchen, sowohl bei Jugendlichen als auch bei Erwachsenen. Viele Betroffene jeder Altersgruppe reagieren auf den Dauerstress mit übermäßigem Konsum von Süßigkeiten und fetten Speisen. Mangel- oder Fehlernährung, Übergewicht, Fettsucht und daraus resultierender Bewegungsmangel sind weitverbreitete Folgen von Dauerstress.
Beruflich bedingter chronischer Stress ist der Hauptauslöser für Schlafstörungen und Schlafmangel, die ihrerseits das Entstehen unterschiedlicher physischen und psychischen Krankheitsbilder begünstigen.
Durch den ständigen Überschuss des Stresshormons Cortisol wird die Ausschüttung von dessen Antagonisten Melatonin und Serotonin negativ beeinträchtigt. Durch den Mangel dieser Hormone werden der Schlaf-Wach- Rhythmus gestört und die Tiefschlafphasen verkürzt, weshalb dauerhaft gestresste Menschen in der Nacht mehrmals aufwachen und dann nur schwer in den Schlaf zurückfinden. Die regenerativen Prozesse des Körpers werden durch chronische Schlafstörungen massiv negativ beeinflusst. Kompensierungsversuche mit Alkohol oder Tabakkonsum verschlechtern den Schlaf und die regenerativen Prozesse des Körpers zusätzlich.