Hey

19.09.2017 00:55
#1
ko

Hey zusammen,

Seit über 6 Monaten steht bei mir die Diagnose der Bipolaren Störung im Raum, da ich von Mitte Januar bis ca. Juni wahrscheinlich meine erste spürbare Manie hatte. Ich bin in der Zeit in meiner Ausbildung gekündigt worden, habe mich so sehr mit meiner ehemaligen WG verkracht, dass ich zunächst eine Zeit freiwillig und dann unfreiwillig obdachlos war. Naja. Es war eine sehr krasse Zeit, in der ich viel gereist bin, viele schöne Begegnungen gehabt habe, unendlich kreativ war (musikalisch und künstlerisch) eine kurze sehr intensive Beziehung gehabt hatte, aber auch sehr rastlos, konfrontativ, unempathisch war. Letzteres habe ich durch meine Freunde, die mir echt eine wahnsinnig gute Stütze waren, erst wahr genommen oder in den letzten Wochen reflektiert. Und jetzt wo ich rubtergekommen bin von diesem Trip, bin ich quasi wieder ein anderer Mensch. Ich fühle mich extrem unwohl in meiner Haut, möchte mich am liebsten verstecken bis ich mich wieder leiden mag und meine Konzentration, Souveränität, Eigenständigkeit und mein Gefühl für meine eigenen Bedürfnisse wiederkommt. Ich fühle gerade einfach kaum etwas und wenn dann eine ständige Unruhe und ein merkwürdige Angst als Lebensunfähig ertappt zu werden. Depression. Mein Leben fühlt sich grad wie ein einziges unlösbares Chaos an, welches ich mir selbst geschaffen habe und da ich, wenn ich nicht arbeiten muss Angst habe dass alles noch schlimmer wird, fange ich einfach immer mehr Dinge an und verliere sie dann aus dem Blick. Ich kann nicht bei einer Sache bleiben. Und wenn ich dann unter Leuten bin erscheint alles was sie tun so souverän und durchdacht, während ich mich gerade wie ein naives Kind verhalte. Ich weiß dass die vorherige Phase auch sehr schädlich war, aber ich sehe sie mich so nach dem Gefühl zu mir selbst was ich da hatte. Ich konnte endlich fühlen worauf ich Lust habe ohne mich an dem zu orientieren was anderen tun/mögen. Das habe ich bis jetzt noch nie in mir gefunden und gleich ist es mir wieder entglitten.
Ich habe mich mal wieder auf die Suche nach therapeutischer Hilfe gemacht (war zwei mal in Kliniken, aber da gingen alle nur von Depressionen aus und um Endeffekt hat mir nichts geholfen), weil ich sonst gänzlich durchdrehe. Ich bin jedoch nicht bereit Medikamente zu nehmen, da lasse ich nicht mit mir diskutieren.
Mir wird seit dem ich das erste Mal in eine depressive Episode gefallen bin, auf die bislang immer eine kurze euphorische Phase folgte, nicht klar wieso. Ich habe keine Traumatas, keine problematische Kindheit oder irgendetwas dergleichen erleben müssen. Meine Lebensumstände habe ich in vielerlei Hinsicht immer selbst bestimmt und immer wenn es für mich nicht mehr in diesen ging habe ich sie va beruflich verändert. Letztens ist mir aufgefallen, dass mit meinen 26 Jahren schon 12 Arbeitgeber hatte, ein abgeschlossenes studium, jetzt fange ich meinen zweiten bachelor an und ansonsten nur Abbrüche. Ich schäme mich gerade sehr für diese Inkonsequenz, für dieses aufgeben aber ich kann irgendwie nicht anders.
Naja entschuldigt diesen Wortüberfall. Ich musst es gerade verbalisieren. Lest ihr die Bipolar irrt heraus? Was könnte mir helfen ?
(Abseits von Sport, Entspannung etc. Kriege ich alles nicht konsequent integriert)


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20.09.2017 02:44 (zuletzt bearbeitet: 20.09.2017 03:14)
avatar  Anna
#2
An

@koolibri

Herzlich willkommen koolibri,

schön dass du zu uns gefunden hast!
Das klingt nach einem anstrengenden Leben. Spannend, aber durch die Schwankungen kannst du es nicht wirklich genießen.
Fall sich bei dir irgendwann die Diagnose "biopolar" bestätigen sollte, dann brauchst du nicht denken, dass es äußere Einflüsse geben muss, die dazu führen. Weder hast du etwas falsch gemacht, noch deine Familie und es muss auch keine traumatischen Ereignisse geben. Wer Pech hat, kann eine entsprechende Stoffwechselstörung im Gehirn haben, für die überhaupt niemand etwas kann. Davon wird man ja auch nicht blöd oder so, bloß die Stimmungen fahren Achterbahn.

Dass du erst mal misstrauisch gegenüber Medikamenten bist, kann ich verstehen.
Falls man es überhaupt jemals damit versuchen möchte, wäre eine fundierte Diagnose die Grundlage!
Manche kommen zum Ausgleich gegen die Schwankungen mit der alleruntersten Dosis moderner nebenwirkungsarmer Neuropeptika dann gut zurecht. Aber wie gesagt, darüber braucht man gar nicht viel grübeln, so lange nicht klar ist, woher das alles kommt!
Denn mit Medikamenten gegen eine Depression kann man da vielleicht gar nicht wirklich ansetzen.

Ich hoffe auf einen guten Austausch hier!
Einen Tipp hätte ich fürs Erste.
Mineralwässer wie Heppinger und Fachinger haben allerwinzigste Spuren von Lithium (es steht jeweils auf dem Etikett). Eigentlich kann das überhaupt keinen Einfluss haben.
Trotzdem ist nachgewiesen, dass in Regionen in denen im normalen Trinkwasser diese Spuren automatisch enthalten sind, deutlich weniger Stimmungsschwankungen, Depressionen und sogar viel weniger Suizide vorkommen. Man kann also nichts falsch machen, wenn man sich da mal den einen oder anderen Schluck gönnt, ohne gleich mit Chemie loszulegen.

Dein Lebenslauf klingt so interessant, ich bin gespannt mehr von dir zu hören!
Liebe Grüße von Anna

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Viele Grüße von Anna


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